← Archiv

24. Sep 2020 – 11. Apr 2021
Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis:
Foto mit Lebenszeichen an Wand
Installationsansicht Wolfgang Schmidt, Lebenszeichen, 1970er Jahre, in: Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Sitzkissen wie eine gelbe Hand mit Person darauf
Installationsansicht Moritz Appich / Jonas Grünwald / Bruno Jacoby, Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Zeichen an der Wand
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Vitrine, TV und Bildzeichen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger
Ausstellungsansicht mit Bildern und Vitrinen
Installationsansicht Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen (24. Sep 2020 – 11. Apr 2021), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, Foto: Peter Hinschläger

Die Gesellschaft der Zeichen

Jeden Tag werden Milliarden Emojis über digitale Endgeräte versendet. Seit ihrer plattformübergreifenden Standardisierung 2009 entwickelten sich Emojis innerhalb weniger Jahre zu einem Phänomen digitaler Massenkommunikation. Sie haben den alltäglichen Umgang mit Piktogrammen, also Informationen, die über ein System von Bildern vermittelt werden, nachhaltig verändert. Die heute weit über 3000 standardisierten Emojis sind in den sozialen Netzwerken ständig präsent. Sie spiegeln die Sehnsucht nach einzigar-tigen Gefühlsäußerungen in einer hoch funktionalen, globalisierten Welt. Die Ausstellung „Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen“ geht der Frage nach, mit welchen Überlegungen, Zielsetzungen und Hoffnungen die Entwicklung moderner Bildzeichensprachen einschließlich der Emojis verbunden ist. Auf welche Probleme ihrer Zeit reagieren sie jeweils? Erweitern sie unsere Ausdrucksmöglichkeiten oder schränken sie diese durch die Festlegung von Stereotypen ein?

Im Jahr 1925, zur Zeit des „Roten Wien“, gründete der Nationalökonom Otto Neurath das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien. Dort sollten volkswissenschaftliche Daten und Tatsachen auch denjenigen Menschen vermittelt werden, die nicht lesen konnten. Otto Neurath, seine Frau Marie Neurath, der Künstler Gerd Arntz und ihr Team entwickelten für diesen Zweck eine sogenannte „Bildpädagogik“ – die Wiener Methode der Bildstatistik (später ISOTYPE – International System of TYpographic Picture Education). Ihre Entwürfe spiegeln das Spannungsfeld, in dem sich das Projekt bewegt: zwischen wissenschaftlichem Ob-jektivitätsanspruch auf der einen Seite und freiem künstlerischen Ausdruck auf der anderen. Besonders deutlich wird dieser doppelte Ansatz im Vergleich zu der Arbeit von Otl Aicher. Dessen grafisches System für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München setzt auf strenge Gestaltungsregeln und maximale Funktionalität. Eine emotional aufgeladene Bildsprache lehnt er nach der Erfahrung des Nationalsozialismus ab.

Auf Otl Aichers rationale Piktogrammatik wiederum reagieren Künstler*innen wie Warja Lavater, Pati Hill und Wolfgang Schmidt mit sehr viel spielerischen und intimeren Gegenentwürfen.
Hinter jedem dieser Ansätze steckt eine Vorstellung davon, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und durch Zeichen beschreiben können. Gleichzeitig tragen die Zeichen aber auch die Ideale eines gesellschaftlichen Austauschs und Miteinanders in sich. Yukio Ota und Timothée Ingen-Housz belassen es nicht bei Piktogrammsystemen, sondern konstruieren Bildsprachen mit eigenen Grammatiken und erweiterbaren Zeichensätzen, die durch universelle Verständlichkeit für den globalen Austausch genutzt werden sollen.
Das Spiel mit den Möglichkeiten und Mehrdeutigkeiten von Piktogrammen sowie die Kritik und Infragestel-lung derselben bestimmt auch heute den Umgang mit den vom Unicode-Konsortium freigegebenen und weltweit genutzten Emojis.

Ihre Wegbereiter*innen, wie beispielsweise Shigetaka Kurita, Autor eines der ersten Emoji-Sets von 1999, sind den weltweiten Nutzer*innen oft nicht bekannt. „Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen“ stellt einige dieser Bildzeichen-Autor*innen vor, die sich wie Gerd Arntz dafür entschieden haben, große Teile ihrer Arbeitszeit nicht allein mit der Produktion von Kunst, sondern mit der Gestal-tung von Kommunikation zu verbringen. Nur einige von ihnen hatten den Anspruch, mit ihren Piktogrammen universelle Verständigungshilfen zu entwickeln. Andere setzten von vornherein auf intimere Kommunikationsräume und individuelle, immer auch veränderbare Formen des Austauschs.

Katalog zur Ausstellung
­

DIE GESELLSCHAFT DER ZEICHEN: PIKTOGRAMME, LEBENSZEICHEN, EMOJIS
Düren/Freiburg 2020/21
Mit Beiträgen von Anja Dorn, Isabel Herda, Christine Litz, Philipp Nielsen, Michaela Stoffels, Maxim Weirich & Lukas R.A. Wilde.
24 x 32 cm. 272 S. mit meist farb., teils ganzseit. Abb., broschiert - Text in dt. & engl. Sprache

Inhaltsverzeichnis Katalog

->erhältlich im Museumsshop

Foto von einem aufgeklappten Heft
Artist book von Johannes Bergerhausen und Ilka Helmig (Hrsg.): picto-, ideo-, 48 Seiten, 1. Auflage 9/2020, entwickelt im Rahmen der Ausstellung, 9 €
Anja Dorn im Video zur Ausstellung "Piktogramme, Lebenszeichen, Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen"

Digitaler Vortragsabend zum Ausstellungs- und Katalogprojekt