Vera Molnar wurde 1924 in Budapest geboren. 1947 ging sie, nach dem Studium an der Kunstakademie, gemeinsam mit ihrem Mann François Molnar nach Paris, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Hier lernte sie Künstler*innen wie Sonia Delaunay, Georges Vantongerloo und auch François Morellet kennen, mit dem sie sich befreundete. Gemeinsam mit François Molnar, der eine wissenschaftliche Karriere einschlägt und später Leiter des Centre de Recherche Expérimentale et Informatique des Arts Visuels der Universität Paris wird, arbeitete sie an wissenschaftlich-künstlerischen Experimenten im Bereich der visuellen Wahrnehmung und auch mit Möglichkeiten einer systematischen und maschinellen Produktion von Kunst. Gemeinsam mit Jean-Pierre Yvaral, Francois Morellet, Julio Le Parc und anderen Künstlern gründeten die Molnars 1960 das Centre de Recherche d'Art Visuel, Paris, aus dem später die Groupe de Recherche d'Art Visuel (GRAV) hervorging. Allerdings verließen sie die Gruppe nach kurzer Zeit wieder, weil sie sich nicht für künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum interessierten, sondern sich eine gemeinsame Arbeit an ergebnisoffenen, wissenschaftlichen Experimenten erhofft hatten.
Die Molnars lernten Max Bill an der HfG Ulm kennen, wo auch der Philosoph und Autor Max Bense und der Physiker, Philosoph und Akustiker Abraham Moles lehrten. Max Benses und Abraham Moles’ Überlegungen zur „Informationsästhetik“ wurden zu wichtigen Grundlagen der ästhetischen und wissenschaftlichen Überlegungen des Paares sowie für die künstlerischen Experimente, die Vera Molnar ab 1968 am Großcomputer durchführte. Zunächst hatten diese Apparate keine Displays, auf denen man das Ergebnis seiner mit Lochkarten entwickelten Programme sehen konnte. Diese konnte man erst Stunden später im Ausdruck sehen. Erst in den frühen 1970er Jahren hatte sie Zugriff auf einen IBM2250, der auch einen Monitor hatte. In den 1980er Jahren schafften sich die Molnars dann einen PC und einen eigenen Plotter an. Ein Fokus der Ausstellung im Leopold-Hoesch-Museum liegt auf Vera Molnars Computerarbeiten. Unter anderem werden drei seltene, bis zu drei Meter lange Compu-terdrucke aus den 1980er Jahren gezeigt, zu deren Nonchalance auch die bis in die 1980er Jahren übli-chen Lochleisten am Rand beitragen.
Wie andere Pioniere der Computerkunst, beispielsweise Frieder Nake und Georg Nees, die an der TU Stuttgart direkt mit Max Bense zusammenarbeiteten, nutzte Vera Molnar für ihre Experimente mit dem Computer Zufallsparameter, mit denen sie Abweichungen und damit visuelle Komplexität in redundanten, geometrischen Systemen erzeugte. In ihren Arbeiten spielte die Künstlerin aber nicht nur mit den Variablen des Programms, sondern integrierte die ästhetischen Qualitäten der Fehler, die der Computer selbst produzierte. So führte der Versuch, mit dem Computer Flächen zu zeichnen, dazu, dass der Drucker, der für die Abbildung filigraner Buchstaben gemacht war, mit verschwenderisch viel Tinte schwarze Blöcke malte. Durch die Bewegung der Tintendrüse bildeten sich rhythmisierende dunkle Ränder. Die Räume zwischen den Blöcken traten umso klarer hervor.
Die Arbeit mit dem Zufall spielt aber auch für ihre Collagen und Malerei eine Rolle. Gerne erzählt Vera Molnar selbst davon, wie ihr der Wind in der Normandie einmal die Anordnung einer Struktur aus Quadraten während einer kurzen Kaffeepause durcheinanderbrachte und sie diesen natürlichen Eingriff einfach übernahm.