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18. Jul 2019 – 6. Oct 2019
Peter Zimmermann, abstractness
Foto von Raum mit drei Gemälden
Installationsansicht Peter Zimmermann, abstractness (18.07. – 6.10.2019), Leopold-Hoesch-Museum, Düren, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Peter Hinschläger

Mit Peter Zimmermann, abstractness lädt das Leopold-Hoesch-Museum zu einer Werkschau des 1956 in Freiburg im Breisgau geborenen und in Köln lebenden Künstlers ein. Es handelt sich um die erste museale Einzelausstellung des Künstlers im Rheinland.

Am Anfang der künstlerischen Entwicklung Peter Zimmermanns stehen Malereien, die Motive von Buchcovern, wie den Diercke-Weltatlas oder einen New York City-Reiseführer, zum Gegenstand der bildneri-schen Auseinandersetzung machen. Diese Motive taugten dem jungen Künstler durchaus ganz konkret zur Weltentdeckung und -erklärung sowie zur Verortung der eigenen künstlerischen Arbeitsweise in einem Feld zwischen Pop Art und Konzeptkunst. Während diese Arbeiten noch klassische Ölmalerei auf Lein-wand sind, experimentiert Peter Zimmermann bald mit farbigen Epoxidharzen auf Leinwand.

Zu einer Zeit, in der Malerei wieder verstärkt an diskursiver Bedeutung gewinnt, trägt er damit zur Erweiterung eines traditionellen Malereibegriffs bei. Aktuell scheinen unabhängig nebeneinander bestehende Werkgruppen aus Ölfarbe auf Hartschaumplatte beziehungsweise aus Epoxidharz auf Leinwand auch in-haltlich autonom zu sein. Tatsächlich basieren beide auf einer konsequenten Auseinandersetzung mit Reproduktionstechniken und der Frage, wie digitale Medien – Smartphones, Displays und Apps – unser gegenwärtiges Verhältnis zu Bildern bestimmen. Die Silhouette des Smartphones und seine so hermetische wie transluzente Oberfläche motivieren beispielsweise die dynamischen Überlagerungen der jüngsten Epoxidharzbilder. Gleichzeitig entstehen Malereien, deren Form- und Farbkonstellationen auf den visuellen Kriterien einer App zur Bildbearbeitung eigener Handyfotos basieren.
Das Leopold-Hoesch-Museum vereint anlässlich von Peter Zimmermann, abstractness frühe Gemälde aus den späten 1980er und den 1990er Jahren, wie seine Buch Cover Paintings, mit einer repräsentativen Auswahl aus den jüngsten künstlerischen Produktionen. Zentrale Werke aus dazwischenliegenden Schaf-fensphasen ermöglichen die exemplarische Konzentration auf Fragestellungen, die den Künstler seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn beschäftigen.

Unabhängig von der Betrachtung isolierter Werkgruppen wird so erstmals eine Synopse unter Berücksichtigung programmatischer Schlüsselwerke versucht. Hierzu tragen nicht zuletzt kleinformatige Folienarbeiten auf Papier bei, die zwar als Fingerübungen angelegt sind, doch grundlegende Kriterien der bildnerischen Gestaltung, wie Tiefe und Raum, Figur und Grund, Fläche und Substanz offenlegen, Prinzipien, die Peter Zimmermann in seinem Werk durchgängig bearbeitet und erforscht. Er reagiert damit auf eine zunehmend virtuelle Wahrnehmung und dementsprechende Deutung und Verhandlung von Welt und stellt ihr different erfahrbare Realitäten zur Seite – als künstlerischen Anspruch ebenso wie als konkretes Artefakt.

Der durch zahlreiche internationale Ausstellungen bekannte Kölner Künstler, der zwischen 2002 und 2007 auch Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln war, ist ein bedeutender Vertreter der konzeptuellen Malerei und dehnt seine Bildobjekte oft installativ in den räumlichen Kontext hinein aus. Werke Peter Zimmermanns befinden sich in wichtigen öffentlichen Sammlungen, wie der Kunsthalle Bremen, der Staatsgalerie Stuttgart, dem Centre Georges Pompidou in Paris und dem Museum of Fine Arts in Boston, während zuletzt Einzelausstellungen im Delaware Center of Contemporary Arts (2004), im CAC Centro de Arte Contemporáneo, Malaga (2006), in der Kunsthalle Nürnberg (2007), im Columbus Museum of Art in Ohio (2008), im MMKK Museum Moderner Kunst Klagenfurt (2009), im Museum für Neue Kunst, Freiburg (2016) und in der Galerie Stadt Sindelfingen (2019) stattgefunden haben.

Die Ausstellung wurde von Markus Mascher kuratiert und ist in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden.

Museumsdialog
Donnerstag, 26.9.2019, 19 Uhr
Tom Holert, Autor und Kurator (Berlin), im Gespräch mit Peter Zimmermann